Immer öfter wird Paypal von online Dienstleistern in Form von Casino oder Wettanbieter akzeptiert. Ist es möglich, sein Paypal Konto zu überziehen und die Schulden nicht zu bezahlen? Offensichtlich ist das keine Utopie, und in diesem Beitrag wird geschildert, wie es gehen kann.
In Deutschland besitzt annähernd jeder zweite Erwachsene ein Konto bei der ehemaligen Ebay-Tochter. Für Glücksspielanbieter im Internet ist das ein gewaltiges Potential, ein riesiger Pool von möglichen neuen Spielern. Viele haben die Chance erkannt und die Zahlungsmethoden dementsprechend erweitert. Die Strategie dahinter: In Deutschland sind Konkurrenten wie Skrill oder Neteller nicht so bekannt, und es ist genügend Spielraum da, bei Spielern mit Paypal Konten richtig abzuschöpfen. Der Glücksspielstaatsvertrag ist kein Schutz, im Alltag nur eine lahme Ente aber massive Bedrohung für online Spieler. Paypal ist kein Casino, nur ein Überbringer des Geldes und steht außerhalb der Schusslinie.
Wer in einer echten Spielbank seine Jetons auf den Tisch legt, der weiß wenigstens noch ungefähr, was sie wert sind, denn kurze Zeit vorher hat er sie noch gegen Bargeld eingetauscht. Virtuelle Einsätze sind wie ein Moorhuhnspiel, nur mit dem Unterschied, dass nicht automatisch neue Munition zur Verfügung gestellt wird, wenn alles verschossen ist. Das Geld ist weg, und vielen wird erst in diesem Moment klar, dass es echtes war.
Das Einzahlen in ein online Casino mit einem Klick ist nicht nur verführerisch. Beide Seiten haben eine große Verantwortung und stehen ebenso großen Herausforderungen gegenüber. Wenn man schon von Spielhallen in dieser Hinsicht nichts erwarten darf, denn sie arbeiten letztendlich nur mit unmoralischen Tricks, dann doch wenigstens von Firmen wie Paypal, Neteller oder Skrill.
Schulden bei Paypal zu machen ist sehr einfach. Der verifizierte Kontoinhaber mit leerem Paypal-Konto kauft etwas oder zahlt bei einem Buchmacher oder Casino im Internet ein, der diese Zahlungsform akzeptiert. Gutgeschrieben wird das Geld sofort, die Zockerei kann beginnen, und vom Bankkonto wird es später abgebucht. Man spielt sozusagen auf Pump.
Ist das Bankkonto nicht gedeckt, platzt die Lastschrift, und das Paypal Konto des Spielers ist im Minus. Im schlimmsten Fall ist das ganze Geld verspielt. Im Casino kein Glück gehabt, weil das Roulette System versagte oder die Karten beim Black Jack nicht so fielen wie man wollte und nun noch Schulden obendrauf. Gute Tage fühlen sich anders an.
Doch wie steht Paypal selbst zum online Glücksspiel?
In den alten AGB wurden diese Aktivitäten nicht akzeptiert. Die Nutzungsrichtlinie sprach explizit von „verboten“.
Verbotene Aktivitäten
Sie dürfen PayPal nicht in folgender Absicht verwenden:
6. Glücksspiel und/oder Spielaktivitäten, einschließlich, jedoch nicht beschränkt auf Casinospiele, Sportwetten, Pferde- oder Windhunderennen, Lotteriescheine, Geschicklichkeitsspiele und andere Unternehmungen, die Glücksspiele, Geschicklichkeitsspiele (gleichgültig, ob rechtlich als Lotterie definiert) und Gewinnspiele ermöglichen, sofern der Betreiber keine vorherige schriftliche Genehmigung durch PayPal erhalten hat und sich der Betreiber und Kunden ausschließlich in Gerichtsbarkeiten befinden, in denen solche Glücksspielaktivitäten gesetzlich erlaubt sind.
Leider gehört Deutschland nicht zu den Ländern, in denen „solche Glücksspielaktivitäten gesetzlich erlaubt sind“, denn die deutsche Gesetzeslage ist völlig frei von jeglicher Interpretation. Die wenigen als „staatlich konzessioniert“ deklarierten Lizenzen sind nur taube Eulen, denn außerhalb von Schleswig-Holstein sind sie so viel wert wie ein Fahrrad ohne Luft in den Reifen.
Nachdem Ebay und Paypal dieses Jahr getrennte Wege gingen, wurden die AGB umgestellt.Nun rutscht das Zocken im Internet von der „verboten“ Schiene in die „Vorabgenehmigung“ Schublade. Das bedeutet den Wegfall der Stigmatisierung. Jede Firma, die ein Casino oder Lottobude besitzt oder als Wettanbieter im Internet agieren möchte, braucht jetzt nur seine URL und eine Kurzbeschreibung an Paypal zu senden. Nach der Genehmigung ist alles wunderbar, und beide Seiten können mit der Geldscheffelei beginnen. Man hat sich selbst eine Hintertür geschaffen um dem wachsenden Markt des online Spielens Tribut zu zollen und natürlich um davon zu profitieren.
Fällt ein Spieler in die Schuldenfalle und überzieht sein Paypal Konto mit nicht gedeckten Lastschriften, wird ihm ein Inkasso Dienst auf den Hals gehetzt. Über die fiesen Systeme der Einschüchterung, Machenschaften und zum Teil abstrusen Methoden von Inkassounternehmen will ich an dieser Stelle nicht eingehen. Sie sind im Internet hinlänglich dokumentiert.
Einer jungen Studentin aus Berlin ist genau das passiert. Sie zahlte insgesamt die Schnapszahl von 7.777,77 Euro bei Bwin und Tipico ein. Nach dem Bezahlen kam der Schock, denn sie deponierte ihr Spiel- und Wettkapital nicht mit vorhandenem Paypal Guthaben sondern sozusagen auf Kredit. Als Paypal dann später versuchte, den belasteten Betrag einzuziehen, war das nicht von Erfolg gekrönt. Sie bliebt die Summe schuldig, und der Tanz mit Paypals Inkassobüro begann.
Die Zahl 7 ist die Glückszahl im Casino. Von Roulette Spielern wird sie oft gesetzt, und bei klassischen Einarmigen Banditen ist die 7 das Aushängeschild. Auch der Studentin sollte die 7 Glück bringen, denn sie ging zum richtigen Anwalt.
Der verfasste ein wunderbares Schreiben, mit dem die junge Frau auf einen Schlag alle Casino Schulden bei Paypal los war. Von den 7.777,77 Euro blieb als Forderung nicht ein Cent übrig, denn Paypal verzichtete auf sämtliche Forderungen, auch auf die des Inkassobüros, welche mit über 200 Euro zu Buche schlugen. Der Rechtsanwalt brauchte keinen winkeladvokatischen Trick. Er bemächtigte sich der zivil- und strafrechtlichen Gesetzeslage in Deutschland, nicht mehr aber auch nicht weniger.
Ich war immer die Meinung, dass Paypal und online Casinos nicht zusammenpassen. Das führt nur zu Komplikationen und bringt den Kontoinhaber in Gefahr. Nicht, weil Lastschriften platzen, sondern weil die rechtlichen Grundlagen verschiedener Länder kollidieren und dieser Drahtseilakt auf Dauer nicht gut gehen kann. Am Ende drohen Kontosperrungen und vielleicht auch Datenschnüffelei.
Wer sich in einer ähnlichen Situation befindet, die durchaus auch durch ein Spielproblem entstanden sein kann, sollte sich überlegen, den Weg der Studentin einzuschlagen. Neben Casinos gehören dazu auch Lotterien, die vermehrt aus dem Boden sprießen und Wettanbieter.
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Wer mit geliehenem Geld spielt, und das ist in diesem Fall das Szenario, der hat bewiesenermaßen kaum Chancen etwas zu gewinnen. Diese Strategie des Zufalls ist zwar unbarmherzig aber existiert tatsächlich.