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Ist der Mensch für das Glücksspiel geeignet?

Die Antwort darauf lautet eindeutig „Nein“, und das hat handfeste Gründe, welche von Zeiten herrühren, zu denen es viel zu erleben gab, nur ganz sicher keine Action im Casino. Bäume und Keulen standen im Vordergrund.

Vor 65 Millionen Jahren bemühten sich die übrig gebliebenen Kleinsäuger, die durch den Asteroideneinschlag entstandene Lücke der Evolution aufzufüllen. Die Dinosaurier hatten das Roulette Spiel mit der Einschlagwahrscheinlichkeit aus dem All verloren, ein Totalverlust.

Nach und nach entstand der Mensch, der schlussendlich im Homo sapiens gipfelte. Durch einen Fund in der Höhle Qesem nahe Tel Aviv ist belegt, dass schon vor 400.000 Jahren der Homo sapiens die Welt erkundete. Eine lange Zeit, in der unser Gehirn lernte, Reize zu filtern, mit ihnen zu leben.

Geld allerdings ist erst seit ein paar Tausend Jahren in das Leben des Menschen eingezogen. Wir leben noch nicht lange genug als Spezies auf diesem Planeten, damit auch dieser Reiz vom Gehirn richtig verarbeitet wird. Der belgische Hirnforscher Peter Bossaert stellte fest, dass Geld und dadurch natürlich auch das Glücksspiel mit Risiken verbunden ist, die das Gehirn schlichtweg nicht versteht.

Wer es aufgrund der durch die Evolution gelernten Verhaltensmuster im Alltag unbeschadet bis in die Spielbank schafft, sieht sich dann einer Reizflut ausgesetzt, die den normalen Menschen früher oder später überfordert. Mit wenigen Ausnahmen wird ein immer wiederkehrendes Schicksal den Spieler begleiten. Die trübe Aussicht, dass am Ende immer die Bank gewinnt.

Eigentlich muss es nicht soweit kommen. Die Mehrzahl der Gäste in den Spielbanken der Welt sind entweder mit dem ersten Wurf oder später im Verlauf der Sitzung an vielen Tagen vorne. Ziele werden vorher gesteckt. Oft werden diese von Roulette Systemen vorgegeben. Ein System kennen und sich an die Strategie halten, sind zweierlei Dinge. Darüber freut sich die Bank, denn sie kann sicher sein, dass der Reiz des Geldes und die fehlende Evolutions-Schule mit diesem nicht von der Natur vorgesehenen, eigentlich von ihr als völlig unnütz abgewiesenes Extra dazu führt, dass wieder alles verspielt wird und zwar am gleichen Tag.

Schätzungsweise 10% der Roulette Spieler sind in der Lage, durch Disziplin und mentaler Stärke diesem Irrsinn zu entgehen. Alle anderen freuen sich über den zwischenzeitlich erzielten Gewinn, sind aber nicht in der Lage, nach Hause zu gehen. Sie spielen weiter, verlieren, geraten in Panik oder die Wut überfällt sie. Am Schluss bleibt die nackte Raserei. Wie eine wilde Hummel mit immer dünner werdenden Rocktaschen zwischen den Tischen wandelnd sehen inzwischen auch schon die Croupiers, was die Uhr geschlagen hat.

Nein, der Mensch ist von Natur aus wirklich nicht für das Glücksspiel geeignet. Denn die Natur kennt kein Geld, kein Roulette, Poker oder Black Jack. Die paar Tausend Jahre, die wir die Erde bisher mit Geld in der Tasche besiedeln, reichen bei weitem nicht aus, der Reizflut von Münze oder Schein und besonders den spektakulären Elementen des Glücksspiel mit dem Verstand entgegenzutreten, denn der ist noch nicht reif genug dafür.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass man Disziplin trainieren kann. Wenn man sich nicht scheut zuzugeben, dass die meisten Verlusttage sich dadurch kennzeichnen, dass vorangegangene Gewinne wieder verspielt wurden und dann noch das eigene Geld, dann gibt es Hoffnung.

Kein Roulette System trägt Schuld daran, wenn der Spieler versagt. Eigentlich trägt auch er keine, denn sobald Geld im Spiel ist, versagt der Verstand. „Ich kann nichts dafür“ wäre zwar eine gute Ausrede, aber das Spielkapital ist trotzdem weg.

Die Versuche des Hirnforschers Brian Knutsen an der Standford University in Kalifornien legten unsere Defizite offen. Den Probanden wurden Fotos gezeigt, die besondere Reize auslösen wie Nacktaufnahmen oder schmackhafte Speisen. Die größten Reaktionen in den Messungen gab es, wenn Geldbündel gezeigt wurde. Der Kernspintomograf bewies, dass Regionen im Hirn, die sich primär mit Emotionen und Trieben auseinandersetzen, immer dann besonders lebhaft wurden, sobald das liebe Geld auf die Bühne trat.

Beim Glücksspiel ist noch viel dominanter. Die Reizflut steigt ins Unermessliche. Uhren werden in der Spielbank erst gar nicht aufgehängt und möglichst kein Blick nach draußen. Die persönliche Permanenz des Spielers kommt noch erschwerend dazu. Als Casino-Betreiber weiß man genau, was zu tun ist.

Roulette ist eben ein Spiel für die Ewigkeit.